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Gegenstrom-Planung (Verfahren)
Sowohl bei der retrograden als auch der progressiven Planung führen vertikale Interdependenzen zwischen über- und untergeordneten Zielen zum Zirkelproblem.[1] Die Synthese aus beiden Verfahren bietet einen Ansatz zur Lösung des Koordinationsproblems.[2] Das Vorgehen des Gegenstrom-Verfahrens wird in Abb. 6 verdeutlicht.
Gegenstrom-Planung
(a): Anstoß von „oben“, (b):Anstoß von „unten“[3]
Die Gegenstrom-Planung beginnt üblicherweise mit der Top-Down Vorgabe einer vorläufigen Rahmenplanung, welche aus den Strategien abgeleitet werden kann. Auf einen hohen Detaillierungsgrad wird in diesem Schritt verzichtet, da hier nur der Planungsrahmen für die Planungsträger abgesteckt werden soll. Diese prüfen die Vorgaben auf Realisierbarkeit und verstärken die Detaillierung schrittweise bis zur letzten Planungshierarchie. Danach erfolgt der Bottom-Up Vorgang zur Korrektur der übergeordneten Pläne.[4] Wenn der Rücklauf auf allen Hierarchieebenen beendet ist, folgt die Festlegung des endgültigen Gesamtplans und die Verbindlichkeitserklärung der einzelnen Planungsträger.[5]
Bei kritischer Betrachtung zeigt sich, dass in der Praxis mit diesem zweistufigen Planungszyklus kaum die Abstimmung der Pläne erreicht wird. Ist auf einer Planungsebene festgestellt worden, dass die vorgegebenen Pläne nicht realisierbar sind, so werden Unterzyklen eingesetzt, um die Pläne auf den höheren Ebenen zu korrigieren.[6] Die Abb. 7 zeigt einen beispielhaften Abstimmungsprozess der Gegenstrom-Planung.
Gegenstrom-Verfahren in der Praxis[7]
Grundsätzlich ist eine Gegenstromplanung auch in umgekehrter Reihenfolge möglich, wobei hier der Planungsvorgang Bottom-Up angestoßen wird.[8]
Die Vorteile der Gegenstromplanung zeigen sich in:[9]
- Besseren Realisationsvoraussetzungen, da Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten miteinander abgestimmt werden.
- Höherer Identifizierung der Planungsträger mit den Planwerten.
Als nachteilig ist jedoch der hohe Aufwand des Planungsprozesses zu werten. Dieser resultiert aus den hohen Kommunikationserfordernissen und den mehrfach durchzuführenden Planungsdurchläufen in der Praxis.[10] Wild schlägt vor, die vertikale Koordination durch eine Horizontale zu ergänzen. Eine frühzeitige horizontale Koordination auf den unteren Hierarchieebenen kann u.U. eine Abstimmungsnotwendigkeit im Vorfeld vermeiden, die sonst im Rücklauf bearbeitet werden muss.[11]
Nach einer Studie von Dambrowski wird das Gegenstromverfahren mit Top-Down Eröffnung in 61% der deutschen Industrieunternehmen eingesetzt, während nur 24% Bottom-up und 15% Top-Down budgetieren.[12]
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- [1] Vgl. Pfohl/Stölzle: PuK (1997), S. 135.
- [2] Vgl. Wild: Grundlagen der Unternehmungsplanung (1981), S. 198.
- [3] Scholz: Planning Procedures (1984), S. 97.
- [4] Vgl. Horváth: Controlling (2002), S. 220, Pfohl/Stölzle: PuK (1997), S. 135.
- [5] Vgl. Wild: Grundlagen der Unternehmungsplanung (1981), S. 198.
- [6] Vgl. Pfohl/Stölzle: PuK (1997), S. 135, Wild: Grundlagen der Unternehmungsplanung (1981), S. 198, Ziegenbein: Controlling (2002), S. 119.
- [7] Ziegenbein: Controlling (2002), S. 119.
- [8] Vgl. Horváth: Controlling (2002), S. 220, Mag: Unternehmungsplanung (1995), S. 169.
- [9] Vgl. Horváth: Controlling (2002), S. 221, Peemöller: Controlling (2002), S. 209.
- [10] Vgl. Peemöller: Controlling (2002), S. 209, Wild: Grundlagen der Unternehmungsplanung (1981), S. 200.
- [11] Vgl. Wild: Grundlagen der Unternehmungsplanung (1981), S. 199.
- [12] Vgl. Dambrowski: Budgetierungssysteme (1986), S. 196.