<< Ausgangspunkt für das Beyond Budgeting Modell - Empirische Fundierung >>
Svenska Handelsbanken – ein Frühanwender des Beyond Budgetings
Der schwedische Finanzdienstleister operiert schon seit über 30 Jahren sehr erfolgreich ohne Budgets. Svenska Handelsbanken hat rund 550 Niederlassungen und gehört mit einem Cost/Inkome-Ratio von 45% in 2001 zu den kosteneffizientesten Universalbanken der Welt.[1]
In einer Unternehmenskrise hat der damalige CEO, Dr. Jan Wallander, das komplette Führungssystem der Bank umgestaltet und dabei auf die Budgetierung verzichtet. Das System baut auf einer radikalen Dezentralisierung der Unternehmensorganisation auf. Jede Filiale wird als eigenständiges Profit Center geführt und den Mitarbeitern wird ein Höchstmaß an Verantwortung und Freiheit gegeben. Geschäftsstellenleiter bei Svenska Handelsbanken führen ihr eigenes Geschäft, ohne dass ihnen von zentraler Stelle strikte Vorgaben gemacht werden. Sie haben Entscheidungsgewalt über die in ihrer Filiale angebotenen Produkte und Preise.[2]
Zentrale Dienstleistungen, wie z.B. die IT-Unterstützung, werden von zentralen Service-Centern angeboten und auf einem internen Markt gehandelt. Durch jährliche Verhandlungen zwischen den Service-Centern und den internen Kunden werden die Preise ausgehandelt.[3]
Die Leistungsmessung der Profit Center erfolgt durch eine überschaubare Anzahl an Kennziffern, mit denen Leistung und Erfolg relativ zum internen oder externen Wettbewerb gemessen werden. Festgelegte Regeln verhindern eine Kannibalisierung unter den konkurrierenden Profit Centern. Kunden werden den einzelnen Filialen beispielsweise konkret zugeordnet, da ein interner Streit um Kunden dem Gesamtziel nicht förderlich wäre. Bei der Anreizgestaltung setzt Svenska Handelsbanken sehr stark auf intrinsische Motivation. Diese Motivation durch Selbstverwirklichung wird durch das dezentrale System und den großen Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter unterstützt. Ligatabellen, in denen das Abschneiden der einzelnen Filialen für alle transparent gemacht wird, soll den sportlichen Wettbewerb fördern. Das eingesetzte Bonussystem dient nicht primär der Anreizgestaltung, sondern ist als eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmenserfolg anzusehen. Alle Mitarbeiter sind über eine Fondgesellschaft zu gleichen Teilen an der Bank beteiligt. In Jahren, in denen das Unternehmen die durchschnittliche Rendite der Wettbewerber übertrifft, wird ein gewisser Anteil des Überschusses an die Fondgesellschaft ausgeschüttet. Die kumulierte Bonusauszahlung wird mit dem Ruhestand des Mitarbeiters ausgezahlt.[4]
Das Fallbeispiel Svenska Handelsbanken zeigt, dass die Steuerung ohne Budgets prinzipiell möglich ist. Aus einer Fülle von Fallstudien mit Firmen wie beispielsweise Boots, Rhodia, Slim Fast oder Volvo Cars, hat das BBRT allgemeine Prinzipien extrahiert, die den Rahmen des Beyond Budgeting Modells darstellen.[5]
- [1] Vgl. Hope/Fraser: Who Needs Budgets (2003), S. 113.
- [2] Vgl. Hope/Fraser: Beyond Budgeting (2003), S. 55 ff., Pfläging: Beyond Budgeting (2003),S. 104 ff.
- [3] Vgl. Hope/Fraser: Beyond Budgeting (2003), S. 55 ff.
- [4] Vgl. Hope/Fraser: Who Needs Budgets (2003), S. 113 f., S. 104 ff., Weber/Linder: Budgeting (2003), S. 24 ff.
- [5] Vgl. Hope/Fraser: Beyond Budgeting (2003), Danksagung S. X, Pfläging: Beyond Budgeting (2003),S. 112 f.