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Ist die Budgetierung unflexibel?
Die Kritik, die Budgetierung sei zu unflexibel, baut häufig auf der Aussage auf, dass das wirtschaftliche Umfeld komplex und dynamisch geworden sei.[1]
Der langwierige Budgetierungsprozess hat zur Folge, dass Pläne mit einer relativ langen Vorlaufzeit entwickelt werden. In einem dynamischen Umfeld sind diese Pläne zum Zeitpunkt der Umsetzung u.U. bereits hinfällig, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Die Länge des Planungsprozesses und die Dynamik des Marktumfeldes haben also einen starken Einfluss auf die Flexibilität der Budgetierung.[2]
Eine geringe Komplexität des Budgetierungssystems, wie bereits in 3.8.1 angesprochen, hat demzufolge einen positiven Einfluss auf die Flexibilität, da zeitnähere Informationen berücksichtigt werden können.[3]
Ein weiterer Ansatzpunkt der Kritik ist der starre Fortschreibungsrhythmus der Budgetierung.[4] „Planung verliert ihren Sinn, wenn sie sich gegenüber der Zukunftsentwicklung, die sie zu analysieren und gestalten strebt, verselbstständigt. Plankorrekturen, die nicht bei Bedarf, sondern in starren Zeitabständen erfolgen, dienen bestenfalls einer Rechtfertigung.“[5] In der Budgetierungspraxis dient die Kontrolle häufig nur der Durchsetzung der Jahresziele. Dabei ist es unerheblich, ob aufgrund positiver oder negativer Umfeldbedingungen die Ziele noch relevant sind.[6] Marktchancen werden verpasst und die Mitarbeiter demotiviert.[7] In diesem Zusammenhang stellt sich weniger die Frage, ob Budgetierung zu Unflexibilität führt, sondern eher die Frage, wie unflexibel Budgets eingesetzt werden. Ist Budgetierung also Gesetz oder Orientierungsmaßstab?[8]
Das Budget wurde definiert als: „ein formalzielorientierter, in wertmäßigen Größen formulierter Plan, der einer Entscheidungseinheit für eine bestimmte Zeitperiode mit einem bestimmten Verbindlichkeitsgrad vorgegeben wird.“[9] Der Verbindlichkeitsgrad ist somit grundsätzlich frei wählbar und kann an die Dynamik der Märkte angepasst werden. In einem sehr statischen Markt kann ein hoher Verbindlichkeitsgrad aus Effizienzgründen sinnvoll. Es ist davon auszugehen, dass die Unternehmensziele innerhalb der Planungsperiode relevant bleiben und dadurch keine Plananpassungen nötig sind. Der hohe Verbindlichkeitsgrad sorgt für die Durchsetzung der Ziele.
Auf sehr dynamischen Märkten ist das Budget dagegen als Orientierungsmaßstab zu interpretieren. Es kann nicht mehr allgemein von der Richtigkeit der Pläne ausgegangen werden. Ein Festhalten an falschen Plänen wäre kontraproduktiv.
Wie gezeigt wurde, kann Budgetierung durchaus zu Unflexibilität führen. Die Gefahr hierzu steigt mit wachsender Dynamik der Märkte. Ob allerdings von einer allgemein starken Komplexität und Dynamik der Märkte gesprochen werden kann, bleibt zu prüfen. In jedem Fall kann versucht werden, einer steigenden Dynamik durch Prozessverbesserungen und einer Fokussierung der Budgetierung zu begegnen.[10]
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- [1] Vgl. Daum: Beyond Budgeting (2003), S. 84, Horváth: Planen ohne Budgets (2002), S.249 ff., Pfläging: Beyond Budgeting (2003), S. 77 f.
- [2] Vgl. Hahn: Unternehmungsplanung (2003), S. 96.
- [3] Vgl. Pfohl/Stölzle: PuK (1997), S. 184.
- [4] Vgl. Pfohl/Stölzle: PuK (1997), S. 184.
- [5] Bronner: Grenzen der Planung (1989), Sp. 596.
- [6] Vgl. Bunce/Fraser/Hope: White Paper (2002), S. 10, Hope/Fraser: Questions and Answers (2001), S. 7
- [7] Vgl. Dambrowski: Budgetierungssysteme (1986), S. 203 f., Pfläging: Beyond Budgeting (2003),S. 139 f., 154.
- [8] Vgl. Michel: Budgetcontrolling (1994), S. 41.
- [9] Horváth: Controlling (2002), S. 233, vgl. Kapitel 3.1.2.
- [10] Horváth: Planen ohne Budgets (2002), S. 253.